Massentierhaltung in Brandenburg

Wenn es keine Definition von Massentierhaltung gibt, gibt es dann auch keine Massentierhaltung?

 

Laut Duden versteht man unter Massentierhaltung die "technisierte Tierhaltung in Großbetrieben zur Gewinnung möglichst vieler tierischer Produkte". Manchmal findet man auch Begriffe wie "Intensivtierhaltung" oder "landlose Tierproduktion". Die Vielfalt der Begriffe macht deutlich, dass hier Klärungsbedarf besteht. Dies ist jedoch kein Grund, jede Entwicklung zuzulassen. Massentierhaltung beschreibt ein Problem. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) fasst es in folgendermaßen zusammen:

 

"Und was ist „Massentierhaltung“? Das ist eine Tierhaltung, bei der zu viele Tiere in einem Stall bzw. in einer Anlage stehen, und zwar „zu viele“ aus folgenden Gründen:

 

1. weil wegen fehlenden Platzes und Auslaufs Tiere leiden, ihre artgemäßen Verhaltensweisen nicht ausüben können, sich darum gegenseitig verletzen und deshalb „vorbeugend“ ihre Schnabelspitzen oder Ringelschwänze kupiert (abgeschnitten) bekommen;

 

2. weil der Seuchen- und Krankheitsdruck mit der Tierdichte massiv ansteigt und diese Haltung nur mit massiven Antibiotika-Gaben praktikabel ist - wodurch antibiotika-resistente MRSA- und ESBL-Keime entstehen, die – zusammen mit den krankenhausbürtigen Resistenzkeimen – die Wirksamkeit aller unserer noch wirksamen Antibiotika gefährden; 

 

3. weil ab einer bestimmten Tierzahl die Emissionen von Geruch, Bioaerosolen, Keimen und Ammoniak so stark werden, dass Anwohner und Umwelt belästigt und gefährdet werden und die Immobilienwerte der Anwohner gegen Null gehen;

 

4. weil solche industriellen Anlagen jetzt oder zukünftig in der Hand großer Konzerne sind, die die mittelständisch-bäuerlichen Betriebe verdrängen und die sich zunehmend verdeckt auch in die LPGNachfolgebetriebe einkaufen (die ja zum größten Teil durch politischen Zwang oder einseitige politische Förderung entstanden sind und zu einem erheblichen Teil in der Hand weniger LPG-Kader verblieben - auf Kosten der Beschäftigten, der Wiedereinrichter, lebendiger ländlicher Regionen und Dörfer).

 

Der Gesetzgeber sieht Risiken durch Immissionen ab folgenden Tierzahlen gegeben: 1.500 Schweinemast-, 560 Sauen-, 600 Rinder-, 15.000 Legehennen- und Puten- sowie 30.000 Masthühnerplätze. Dies sind in etwa auch die Zahlen, oberhalb derer eine Haltung bzw. ein späterer Rückbau auf eine artgerechte Tierhaltung mit Stroh, Auslauf oder Weidegang nicht oder kaum möglich sind. Die Expansion von Großbetrieben oberhalb dieser Grenzen schafft zudem massive Überschüsse, die die Erzeugerpreise der Landwirte in ruinöse Bereiche drücken. Viele Antragsteller sind zudem nur Strohmänner für Hintermänner aus der Agrarindustrie."

 



Megaställe in Brandenburg

Laut einer parlamentarischen Anfrage von Bündnis 90/die Grünen aus dem Jahr 2013 gibt es derzeit in Brandenburg über 600 Betriebe der Nutztierhaltung, die den Größenordnungen des Bundesimmissionsschutzgesetzes entsprechen. Kürzlich haben die Grünen eine erneute Anfrage an das Parlament gestellt. Demnach ist die Anzahl der Megaställe in Brandenburg etwa konstant geblieben. Auffällig sind die derzeit beantragten Anlagen. In dieser Gruppe befinden sich fast nur Riesenställe mit z.B. zweimal 162.000 Masthähnchenplätzen in Pritzwalk oder 39.900 Plätzen für Legehennen in Jakobshagen (Uckermark).